Samstag, 17. November 2012

Was hat das Malefiz Haus mit dem Clavius-Gymnasium gemeinsam?

Das alte Kapuzinerkloster in der Kapuzinerstrasse 

In einer historischen Aufzeichnung steht über den Abriss des Malefiz Hauses geschrieben, dass man die Steine des Gebäudes zum Bau des Kapuzinerklosters benutzt hat (1654), welches auf der oben stehenden Zeichnung und dem abgebildeten Katasterplan aus dem Jahr 1821 gut in seinem Grundriss zu erkennen ist (großer Kreis) - natürlich stand dieses Kloster in der gleichnamigen Kapuzinerstrasse in Bamberg - also nur wenige hundert Meter entfernt vom Malefiz Haus.


Wir haben also noch einmal den historischen Grundriss von Peter Ysselburg herangezogen und eine Berechnung über die Menge dieser Sandsteine gemacht. Im Inneren des Malefiz Hauses waren mit Sicherheit ganz normale Ziegel verbaut worden - aber die massiven Aussenwände bestanden aus wertvollen massiven Sandsteinblöcken, die auch in anderen Bamberger Sakralbauten verbaut worden sind.

Bei unserer Berechnung kamen wir auf eine Menge von etwa 400 Kubikmetern, ohne jetzt die massiven Aussenmauern des Grundstücks mit einzubeziehen, die wahrscheinlich wieder aus anderen Steinen bestanden.

Mit Ochsenkarren wurden die großen Sandsteine also ihn die Kapuzinerstrasse transportiert und dort für den Bau des Kapuzinerklosters verwendet. Da dieses Kloster mit seinen Nebengebäuden viel grösser war, als das Malefiz Haus, brauchte man zusätzlich bestimmt noch das Mehrfache an Steinen. 

Etwas mehr als 200 Jahre später wurde das Kapuzinerkloster dann wieder abgerissen, da man an dieser Stelle eine dringend benötigte höhere Schule bauen wollte - die alte Oberrealschule, die Anfangs als Landwirtschafts- und Gewerbeschule eröffnet wurde.

Wenn man rein logisch argumentiert, dann gibt es keinen vernünftigen Grund, warum man für den Neubau dieser Schule (1877) nicht auch wieder die Sandsteine des Malefiz Hauses mit verwendet hat, denn schliesslich war es wertvolles Baumaterial, dass sich ausserdem schon direkt an der neuen Baustelle befand. 

Und zweitens hat wohl zu dieser Zeit kein Mensch mehr sentimentale Gefühle zu diesen Steinen gehabt - es wusste ja wahrscheinlich niemand etwas davon - ausser natürlich den "Herren auf dem Domberg".

Das Clavius-Gymnasium in der Kapuzinerstrasse in Bamberg   

Es waren und sind ja schliesslich nur Sandsteine, die für wenige Jahre ein einmaliges Foltergefängnis gebildet haben und jetzt also im Fundament des CLAVIUS-Gymnasiums verbaut sind - das ist dann rein zufällig auch das Gymnasium, an dem ich meine Schulzeit bis zum Abi verbracht habe.

Ich bin übrigens weder ein Esoterik-Fuzzi noch schlage ich vor, bei der aktuell anstehenden Renovierung des Clavius-Gymnasiums eine wissenschaftliche CSI-Taskforce zu installieren und jeden Stein forensisch zu untersuchen ... aber eines muss ja klar sein: in Luft werden sich diese Sandsteinblöcke nicht aufgelöst haben ...

Da man in Bamberg bis vor wenigen Monaten noch gar nichts von den örtlichen Hexenverfolgungen gewusst hat, ist dieses kleine Detail vielleicht auch wieder nur eine Randnotiz bei der anstehenden öffentlichen Aufklärung. Trotzdem finde ich das besonders interessant und schliesslich ist das Clavius-Gymnasium heutzutage das grösste Gymnasium Bambergs und eine Klasse hat sogar einige bemerkenswerte Video-Beiträge zu den Themenwochen im Oktober 2012 beigesteuert. 

Und wer weiss ... vielleicht findet man ja bei der anstehenden Renovierung des Gebäudes rein zufällig doch ein Relikt aus vergangener Folterzeit ... ganz ausgeschlossen ist es nicht.

Vielleicht ist dieser ganze Umstand auch mit verantwortlich dafür, dass mich diese Geschichte einfach nicht mehr losgelassen hat ... schliesslich war ich 11 Jahre an dieser Schule …

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