Sonntag, 25. November 2012

Der Hexenofen des Fuchs von Dornheim

Hexenverbrennungen verschlangen eine große Menge teures Holz, denn die Körper mussten komplett verbrennen - nichts durfte übrig bleiben, damit der Teufel die verbrannte Hexe nicht wieder aus den Knochen zum Leben erwecken konnte.

Im Dezember 1627 kam ein bischöflicher Baumeister, wohl Giovanni Bonalino, nach Zeil, um nahe der Stadt eine spezielle Hinrichtungsstätte zu bauen, einen runden Steinbau, auf dem angeblich auch die Enthauptungen stattfanden, ins Innere führten zwei Türen, durch die obere warf man die Leichen auf einen Rost, durch die untere schürte man das Feuer, dass unter dem Rost brannte eine Richtstätte mit eingebautem Krematorium sozusagen, um die Leichen holzsparend zu verbrennen.

Dieser Ofen existierte mit Sicherheit, das belegen wir ja auch in unserem Buch anhand von zwei historischen Quellen, aber jetzt wurden uns durch das Dokumentationszentrum in Zeil zusätzliche Informationen zur Verfügung gestellt, die wir in den vergangenen Tagen in einer neuen 3D-Rekonstruktion dieses "Hexen-Krematoriums" verarbeitet haben.

Der ehemalige Standort ist ebenfalls exakt bekannt und so haben wir hier also überraschenderweise ein weiteres grausames Puzzle-Teil der Bamberger Hexenverbrennungen rekonstruieren dürfen. 

Sicherlich kann niemand mehr genau sagen, wie dieser Ofen in allen Details ausgesehen hat - dennoch sind unsere Meinung nach genügend Fakten vorhanden, um diese Rekonstruktion als einigermassen realistisch zu qualifizieren: es war ein runder Ziegelbau, ungefähr 2,10 - 2,50 Meter hoch mit zwei Öffnungen, die Türen aus Eisen hatten. Da man die teils lebendigen, teils geköpften Leichen von oben in den Ofen werfen konnte, muss es eine Treppe gegeben haben, deren Form natürlich unbekannt bleiben wird. 

Weitere Informationen zu dem Hexenofen des Fuchs von Dornheim finden Sie ab sofort auf den Seiten unseres virtuellen Museums oder auf den entsprechenden APPS für ANDROID und APPLE (coming soon). 


In der gesamten Hexenforschung gibt es lediglich drei Hexenöfen zu finden - neben dem in Zeil am Main soll es einen weiteren in Gerolzshofen gegeben haben, der dann unter der Verantwortung von Philipp Adolf von Ehrenberg betrieben wurde - dem Cousin des Bamberger Hexenbrenners Johann Georg II, Fuchs von Dornheim. Ein dritter Hexenofen soll  in Schlesien gestanden haben: entweder in Neisse oder in Hirschberg.

2 Kommentare:

  1. "Da man die teils lebendigen, teils geköpften Leichen von oben in den Ofen werfen konnte..."
    "Lebendige Leichen" ist ein Widerspruch in sich und müsste korrigiert werden. Wurden aber tatsächlich auch lebendige Menschen in diesem Ofen verbrannt? Das ist der Gipfel der Abscheulichkeit. Gruß von der entsetzten Tina

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Es gibt so viele unterschiedliche Aussagen zu lesen, zB sie seien dort auf Stühlen angekettet verbrannt worden, jeder sagt was anderes.

      Löschen