Donnerstag, 15. November 2012

... ich hatte die Platte damals in der Hand !



Sehr geehrter Herr Kloos,

in der zweiten Hälfte der 80er Jahre wurde in Schweden eine Heavy Metal Band mit Namen Hexenhaus gegründet. Auf der Rückseite ihres ersten Albums wurde der Name auf das Hexenhaus bezogen, "einen Ort des absoluten Bösen  in Deutschland, in dem über 600 Männer und Frauen als mutmassliche Hexen getötet wurden" (ich habe hier aus dem Gedächtniss zitiert und übersetzt), und diesen Opfern gewidmet.

Mir scheint, dass es sich dabei um das Bamberger Malefizhaus handeln muss. Das Thema wird in den Liedern nicht weiter behandelt, wie auch Hexenwahn, Satanismus oder Okkultismus in den Texten der Band allenfalls gestreift werden.

Für sich genommen ist das natürlich nur eine unwichtige Kuriosität, eher für eine auf den Kitzel romantischen Grusels gegründete touristische Ausbeutung des Malefizhauses geeignet.

(Nur am Rande: Die diesbezüglichen Angriffe seitens der Bamberger Kurie sind schon allein deshalb albern, weil die touristische Nutzung altertümlicher Folterkeller in Deutschland allerorts üblich ist und zwar vermutlich seit der Zeit der Gebrüder Grimm.)

Es wirft aber doch ein interessantes Licht auf die eigenartige Natur der Zensurmechanismen: in Schweden war ein kleiner, aber für gewisse Leute sehr peinlicher Teil deutscher Geschichte schon Ende der 80er durchaus geläufig - wir sprechen hier von einer kleinen Gruppe normaler junger Männer, so um die 20 -, der aber in Deutschland bis vor kurzem fast vollständig unbekannt war. 

Dass das Malefizhaus in Schweden bekannt ist, wird vermutlich mit dem engen Zusammenhang zwischen seiner Geschichte und den schwedischen Feldzügen im dreissigjährigen Krieg zu tun haben. Dass der Vorgang dagegen in Deutschland so völlig totgeschwiegen wurde, verblüfft doch ein wenig. Ich jedenfalls war mehr als zwanzig Jahre lang, bis ich vor wenigen Wochen durch Zufall ihre Internetseite gefunden habe, überzeugt, dass diese Schweden da wohl etwas falsch verstanden haben müssen, und habe mich darüber immer sehr gewundert, denn Schweden müssten doch zumindest genug Deutsch verstehen, um zu kapieren, dass Hexenhaus einfach das Haus der Hexe ist. 

In dieser Hinsicht fand ich auch die Information auf ihrer Seite sehr interessant, dass der Name "Hexenhaus" wohl schon auf das Nürnberger Flugblatt zurück geht. Ich hätte nämlich vermutet, dass ein solcher Spitzname für ein Foltergefängnis, wenn überhaupt, erst im Rahmen der erwähnten touristischen Nutzung in Mode kommt - Deutschland ist ja voll mit allen nur erdenklichen Hexenhäusern, von Kräuterladen bis zum Swingerclub.

Mit freundlichen Gruessen
Ekkehart Winterroth



Heavy Metal war in den 80zigern definitiv nicht meine Mucke - aber da ich als DJ jede Woche alle Neuerscheinungen im Plattenladen zur Ansicht zurückgelegt bekam, weiss ich mit Sicherheit, dass ich dieses Cover von damals kenne. Aber natürlich konnte ich nicht ahnen, dass ich es 24 Jahre später noch mal zu Gesicht bekommen würde, und was es mit Bamberg zu tun hat. 


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen